Siemens-BE-Fachtreffen

Siemens-Bauelemente-Fachtreffen

In den 70-er Jahren entstanden überall in den Siemens-Werken, in denen der Trend weg von klassischen Elektrogeräten (mit Motoren, Schützen, Relais, Drahtwiderständen) hin zu modernen Elektronikgeräten verlief, Bauelementestellen. Die meisten dieser BE-Stellen stellten sich folgende Aufgaben:

1. Standardisierung der Flut der auf den Markt drängenden Elektronik-Bauelemente nach Art der Normstellen, die dies bei mechanischen Teilen schon lange mit Erfolg taten, um die Zahl der in Wareneingang, Lager, Fertigung und Ersatzteilwesen erforderlichen Lagerplätze = Sachnummern auf wirtschaftliche Mengen zu begrenzen.

2. Die Qualität und Zuverlässigkeit der einzukaufenden Elektronik-Bauelemente auf ein hohes Niveau zu bringen und dort zu halten.

3. Durch Freigabe von Zweit- und Dritt-Herstellern pro Sachnummer dem Einkauf Spielräume für Preisverhandlungen einzuräumen.

4. Die Schaltungs-Entwickler möglichst früh über neu auf den Markt kommende Produkte zu informieren, um die Weichen für eine Standardisierung früh zu stellen.

Die Methoden der BE-Stellen entwickelten sich in den einzelnen Siemens-Werken unterschiedlich, je nachdem, wie diese Stellen in der Organisation eingebunden waren und welche Ziele das Management als für den jeweiligen Standort wirtschaftlich vorrangig betrachtete. Außerdem war das Durchsetzungsvermögen der BE-Stellen bei den einzelnen BE-Herstellern hinsichtlich Information, Qualität, Zuverlässigkeit und Weiterentwicklung der Teile manchmal recht gering und meist abhängig von der Menge, die der Einkauf des betreffenden Standortes bei dem Hersteller gerade kaufte.

Die Leiter der BE-Stellen nahmen daher Kontakte zu anderen BE-Stellen auf, um sich über deren Aktivitäten zu informieren. Im Jahre 1979 beschlossen dann die BE-Stellen des Bereiches Energietechnik in Erlangen einen offiziellen Informationsaustausch mit der BE-Stelle des Bereiches Medizintechnik in Erlangen und der BE-Stelle des Zählerwerkes in Nürnberg. Die konstituierende Sitzung dazu fand am 10.10.1979 in Erlangen statt. Mit diesen BE-Fachtreffen konnten die Methoden bei der Freigabe von BE verbessert werden, Untersuchungsergebnisse von BE in einem Bereich konnten in einem anderen ohne eigene Aufwendungen mit verwendet werden, und durch gemeinsames Auftreten konnte der Einfluss auf BE-Hersteller vergrößert werden.

Im Laufe der Zeit nahmen dann die BE-Stellen aller Elektronik-produzierenden Siemens-Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz an diesen BE-Fachtreffen teil, die halbjährlich vom jeweils gastgebenden Standort organisiert wurden. Dieser Informationsaustausch hat sich als so effektiv erwiesen, dass er trotz aller Sparmaßnahmen bis heute in dieser Form weiter geführt wird.

Die BE-Fachtreffen fanden seit 1979 an folgenden Orten statt:

Amberg; Augsburg; Berlin; Braunschweig; Bruchsal; Deutschlandsberg; Erlangen; Fürth; Karlsruhe; München; Nürnberg; Poing; Regensburg; Traunreuth; Wien; Witten; Zürich.

Leider wurden früher die großen Kleinbildkameras nicht sehr oft zu Bauelemente-Fachtreffen mitgenommen, so dass aus dieser Zeit relativ wenige Bilder existieren. Erst gegen Ende der 90-er Jahre erfolgte häufiger die Mitnahme der kleinen Digitalkameras. Bilder sind vorhanden von den BE-Fachtreffen 1979 Erlangen, 1986 Karlsruhe, 1989 Erlangen, 1991 Deutschlandsberg, 1995 Deutschlandsberg und 1996 Bruchsal.

Durch Kontakte der Med-BE-Stelle mit der BE-Stelle der Firma Grundig wurde deren Qualitätssicherungssystem AQUA bekannt, das damals zentral die Prüfschärfe der Wareneingangsrevisionen von 17 Grundig-Werken abhängig von der jeweils angelieferten Qualität steuerte. Da dieses System einen großen Einfluss auf die Durchsetzung der Qualität bei BE-Herstellern hatte, wurde ein Siemens-internes Qualitätssicherungssystem unter dem Namen QIS entwickelt, mit dessen Hilfe jede Siemens-BE-Stelle sehen konnte, ob und mit welchen Erfahrungen ein BE bereits bei einer anderen BE-Stelle freigegeben und eingesetzt wird. Nach dessen Einführung konnte der Einfluss von Siemens auf BE-Hersteller durch gemeinsames Auftreten mehrerer Siemens-BE-Stellen enorm gesteigert werden. Dies setzte sich dann fort durch die Erarbeitung der Qualitätssicherungsvorschrift SN 72500, die zur Grundlage jeder BE-Bestellung wurde.